Tringa

Der Prototyp der 19/24 ft Clyde Class Jeanette wurde 1893 gebaut.
1896 wurde dieser Bootstyp formell als Regattaklasse anerkannt.

Diese Yachten hatten eine Wasserlinie von 19 Fuß, eine Rumpflänge von 24 Fuß (ohne Bugspriet) und wogen etwa 3t, bei einem Ballastanteil von 1,8 t, etwa 60 %.

Sie waren als Slup getakelt, hatten ein gaffelgeriggtes Großsegel und eine Fock. Der Preis betrug etwa 200 Pfund. Bis zum 2. Weltkrieg wurden in dieser Klasse Regatten gesegelt.

Die erste Regatta mit 8 Yachten fand am 20. Mai 1897 in Greenock statt.


Tringa (RNCYC)

Prof. John Teacher, Professor für Pathologie an der Uni in Glasgow, gab 1898 Tringa I bei W. Fife in Auftrag. Sie ist das Vorbild für unser Modell. Tringa I nahm 1899 an ihrer ersten Regatta teil und holte in ihrer Regattazeit bei 119 Starts 24 erste Plätze, 20 zweite und 16 dritte. Leider war das dem Eigner nicht genug, und er ersetzte sie bereits 1902 durch Tringa II, ebenfalls von W. Fife gebaut. Diese Yacht war dann auch tatsächlich schneller als ihre Vorgängerin.

Tringa I wurde verkauft und zu einer Fahrtenyacht mit einem Deckshaus umgebaut. Sie hieß danach Pauline und Elsinor. An den Regatten hat sie unter dem Namen Pauline nur noch 1902 teilgenommen. Danach war sie noch bis etwa 1926 am Clyde, bevor sich ihre Spur verliert.

Nach dem zweiten Weltkrieg waren auch die letzten 19/24ft Yachten in alle Winde zerstreut. 1998 gab es noch eine registrierte 19/24ft, und zwar Ulidia, ebenfalls ein Fife-Design. Diese Yacht ist derzeit aber nicht mehr aufzufinden. Statt dessen gibt es in Südengland noch Memsahib, ein Alfred Mylne Design von 1900. Leider trägt diese Yacht inzwischen ein Bermudarigg. Nur der Rumpf ist noch Original. Unser Projekt stieß natürlich auf großes Interesse bei den Eignern von Memsahib, über deren Internetseite wir zufällig gestolpert sind. Kate und Simon waren derart begeistert, dass Bilder unserer kleinen Tringa in Zukunft auf folgender Internetseite zu finden sind:

www.clyde19-24.org.uk

Unser Modell im Maßstab 1:4 ist somit ein Stück rekonstruierte Yachtgeschichte Schottlands von vor über 100 Jahren.


(aus Dixon Kemps´s Manual of Yacht and Boat Sailing)
 

Technische Daten:

Original:                                                                                   Modell:
Designer : William Fife III         Baujahr : 1898                   Bauzeit: Januar 2005-April 2006
                                                                                                    Maßstab: 1:4
Länge : 24ft   (7,32m)                                                             6ft (1,83m)
Breite : 2,32 m                                                                         0,58 m
LWL :   19ft (5,8m)                                                                   4,75ft (1,45m)
Tiefgang: 1,76 m                                                                     0,44 m
Gewicht:   3,0 t                                                                         ca. 50 kg
Segelfläche : 45qm                                                                2,81 qm
                                                                                              

    
Die Erfahrungen bei Fulmar und Lucky Girl sorgten dafür, dass der Rumpf sehr schnell beplankt war. Allerdings haben wir wegen dem größeren Gewicht und der Segelfläche alles etwas stabiler ausgelegt.

Für die Ansteuerung des Ruders wurde eine zweite Pinne aus Messing hergestellt, die ins Ruder geschraubt und durch ein ovales Loch im Spiegel direkt bis zum Ruderservo geführt wurde. Diese Pinne und der Ruderhebel wurden mit Hilfe von Kugelköpfen miteinander verbunden. Ein größeres Multiplexservo sollte hoffentlich genügend Stellkraft für das Ruder entwickeln.

Eine Schwimmprobe im schon fast zu kleinen Pool brachte es dann an den Tag: 47 kg Blei waren nötig, bis das Modell auf Wasserlinie schwamm!

Wir gossen etwa 42kg Blei in den Kiel, die restlichen 5kg waren Reserve für das Rigg, die Elektronik, Akkus usw.

Dem Ruderservo im Heck folgte ein 180°-Servo für die Backstagverstellung, da ein so großes Modell natürlich funktionsfähige Backstagen haben sollte.

Als Vorsegelwinde sollte wieder eine Graupner Regatta eingesetzt werden. Blieb noch die Großsegelwinde. Bei 2,5 qm Fläche waren keine handelsüblichen Segelwinden zu gebrauchen. Die Schepp-Winde mit der konischen Trommel brachte dann die Lösung. Das ganze wurde mit 2 kompakten 12V-Akkus (=24V) betrieben, die ebenso mitgeliefert wurden, wie die Spannungsreduzierer auf 6 V (Empfänger, Ruderservo, Backstag) und 7,2 V (Regatta-Winde). Alles funktionierte prima.

Die Akkus fanden ihren Platz direkt auf dem Blei, unter den Fußbodenbrettern.

Für das Deck hatten wir bereits Mahagoni und Teakholzfurnier bei einem Holzhändler aus Bremen gekauft. Auf der Kreissäge wurde dann das Teak in 10 mm breite Leisten gesägt und das ganze Deck längs beplankt mit Außenfisch, Sikaflex in die Fugen gespritzt und abgeschliffen.

Mast, Baum, Bugspriet und Mastringe waren wieder aus Eschenholz. Der Mast war direkt über dem Lümmelbeschlag teilbar, damit man ihn beim Abtakeln direkt aus den Mastringen des Großsegels ziehen konnte und nicht jeden einzelnen Mastring vom Großsegel lösen musste.

Jeder dieser Mastringe wurde übrigens mit Leder bezogen.

Die Beschläge waren zwar alle etwas größer und es waren nicht ganz so viele wie bei Lucky Girl, aber dennoch sehr zeitaufwändig herzustellen. Außerdem musste alles so stabil sein, dass bei den herrschenden Kräfteverhältnissen keine Ausfälle zu befürchten waren.

Alle Messingteile wurden folglich hartgelötet, und z .Teil, wie auf den alten Fotos zu sehen, weiß lackiert.

                                                                  

Im April 2006 wagten wir uns dann an den Alfsee zur ersten Testfahrt.

Eine kurze improvisierte Schiffstaufe und los ging´s.

Tringa segelte von dannen, als hätte sie nie etwas anderes gemacht.

Die Technik funktionierte klaglos, die Schepp-Winde hatte genügend Power, um das Groß auch am Wind noch dichtzuholen. Was am meisten überraschte, war Tringa´s ausgewogenes Segelverhalten. Trotz der riesigen Segelfläche ist sie sehr kursstabil und auch bei mehr Wind gutmütig und einfach zu steuern. Sie luvt in den Böen ganz leicht an, und fällt danach wieder etwas ab. Stehen die Segel optimal, kann man den Sender weglegen und genießen.

Eigentlich braucht man die Fernsteuerung sowieso nur zum Wenden oder Halsen.

Und Tringa ist ein Modell für richtig viel Wind. Bis Windstärke 4 ist alles kein Problem, dann aber muss ein Reff ins Groß und weiter geht´s. Macht einfach nur Spaß...

Ausführliche Beschreibung

 
353