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Teil 2

Zwei Jahre später, Samstag der 24.06.2012:

Wir sind spontan und inkognito am Möhnesee unterwegs, als Zuschauer einer minisail-e.v. Regatta, um uns zwei Schärenkreuzer anzusehen.

Das Wetter ist schön, der Wind heftig und sehr böig, draußen in den Böen bestimmt an die 4- 5 bft.

Wir bestaunten die schönen Holz-Schären und stellten so ganz nebenbei verwundert fest, wie viele Sprinta RC´s sich zu dieser Veranstaltung angemeldet hatten.

Neugierig wie wir sind, bleiben wir bis zum Regattastart um zu sehen, was passiert.

Nun, wir wurden bestens unterhalten. Während die Schären auf eine Teilnahme am Bojenkurs verzichteten, landete bereits eine Sprinta im Schilf, Empfänger nicht eingeschaltet.

Von der Seite wurde gelästert: "Da hat der Ramoser höchstpersönlich vergessen, seine Anlage einzuschalten! "

Der auch hier? dachte ich nur, das kann ja noch interessant werden. Der Tag nahm eine unerwartete Wendung.

Um es kurz zu machen: Keiner der Sprinta-Segler war in der Lage, vernünftig mit dem Schiff umzugehen, am wenigsten auf Raumschotskursen. In den Wenden sind sie alle verhungert und vor dem böigen Wind fuhren sie im Zickzackkurs.

Die Regatta steuerte auf einen weiteren Höhepunkt zu, als GER 007 selbst und persönlich nach dem Runden der Luvtonne mit Vollzeug raumschots, unter Missachtung sämtlicher Vorfahrtsregeln, rücksichtslos durchs Regattafeld und in die volle Breitseite einer Container rauschte und sie dabei fast versenkte! Der Eigner von GER 007, angeblich Diplom-Segellehrer, war kaum in der Lage, das Schiff bei dem Wind auf Kurs zu halten, geschweige denn auszuweichen.

Und das war nicht seine einzige Kollision. Nicht zuletzt wegen dieser rüden Segelweise und der Tatsache, dass bei Regelverstößen keine Kringel gesegelt werden mussten, war er am Ende ziemlich weit vorn, allerdings hat eine alte Atlantis von robbe ihn an der Luv-Tonne immer ganz schön alt aussehen lassen. Ich habe selten eine derartige Chaosveranstaltung mit so viel Zusammenstößen gesehen.

Die Schärenkreuzer-Eigner wussten bereits vorher, warum sie da nicht mitmachen wollten.

Wir haben hinterher noch eine Weile mit denen geplaudert und wollten auch noch mit dem ein oder anderen Sprinta RC-Segler sprechen. Aber entweder packten die mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck ihre Klüngel ein und waren für kein Wort zugänglich, oder verschwanden direkt in die andere Richtung. Auch Herr Ramoser war wie vom Erdboden verschluckt.

Für mich war es einerseits eine Genugtuung zu sehen, dass mein Testbericht immer noch aktuell und dieses Schiff bei etwas mehr Wind für Otto-Normalverbaucher einfach nicht mehr zu händeln ist, andererseits taten mir die Leute leid, die so viel Geld für einen Baukasten ausgegeben haben, an dem bislang weder an der Schotführung noch am Rigg großartig etwas verändert oder verbessert worden ist und der sie schlicht zum Verzweiflung bringt.

Aber letztlich muss jeder selber wissen, wofür er sein Geld ausgibt.

Nach dieser Veranstaltung war für uns die Geschichte „Sprinta RC “ endgültig erledigt.     

 Einige Wochen später klingelte das Telefon. Ein netter älterer Herr, seines Zeichens Anfänger was das Modellsegeln angeht, bat um Hilfe. Er käme mit seiner Sprinta nicht klar und wolle gern mal vorbeikommen. Er war auch am Möhnesee gewesen, aber keiner konnte oder wollte ihm da so recht helfen. Hilfsbereit wie wir sind, stimmten wir dem Besuch zu.

Das Ehepaar kam an einem Sonntag im August und klagte uns sein Leid, angefangen von fehlender Herstellerunterstützung, teuren Ersatzteilen bis hin zur Sprinta an sich, die ja alles andere als anfängertauglich sei.
So so...

Sie ließen uns alles da, mit der Bitte, die Sprinta umzubauen.
Die Geschichte "Sprinta RC" bekam wider Erwarten noch ein weiteres Kapitel.

Die schwarze Sprinta, ich hätte sie „Black Pearl“ getauft, verbrachte nun drei Wochen bei uns und wurde wunschgemäß getunt.

Der Umbau war schnell erledigt und bald schon segelte sie etwas gezähmter, aber genauso schnell mit perfekt stehender Fock. Nebeneffekt des Umbaus ist auch eine besser funktionierende Genua, ein übersichtlicher Sender mit getrennten Knüppelfunktionen und somit deutlich entspannteres Segeln.

Zu allem Feintuning gehörte zwingend auch das Neuausrichten des Mastes und des Ruders, das Nachstellen der Spannschlösser und das Nachziehen sämtlicher(!) Schrauben.

Bei einer als Fix-und-Fertig-Modell gekauften Sprinta sollten diese Arbeiten doch eigentlich gar nicht anfallen.

Beim Umbau stellten wir außerdem fest, dass das Kunststoff-Material der Servo-Halterungen so weich ist, dass nach einmaligem Ein- und Ausbauen der Servos die Löcher schon so ausgefranst sind, dass sich die Schrauben nicht mehr fest anziehen lassen.

Und im übrigen: Wie kann man bei dem in Wunschfarbe „Schwarz“ lackierten Rumpf ein nur mit beiger Grundierung versehenes Ruder und einen ebensolchen Kiel ausliefern?
Wir spendierten der Sprinta daher noch etwas Schwarz-Matt unserer großen Tringa für Ruder und Kiel und den perfekten Gesamteindruck.
                                                                                                                                                              
Alles Arbeiten, die wir, als wir den Umbau zusagte, gar nicht eingeplant hatten.

Dann die Geschichten des Sprinta-Eigners über den Hersteller, die immer noch in meinem Kopf kreisen. Ich kann nicht beurteilen, ob tatsächlich all das stimmt, was da erzählt wurde, aber wenn nur ein Bruchteil von dem der Wahrheit entspricht, sieht Kundenfreundlichkeit jedenfalls ganz anders aus.

Ich weiß nicht, ob wir unverbesserliche Perfektionisten sind, oder einfach nur Spaß daran haben, dieses Modell trotz aller Widrigkeiten und werkseitigen Unzulänglichkeiten ans Laufen zu bringen. Aber gerade weil die Sprinta so anspruchsvoll zu Segeln ist, nehme ich diese Herausforderung gern an. Nicht zuletzt, um zu zeigen, was man mit einfachen Mittel aus ihr herausholen kann.

Schließlich dankt sie es dem geübten Skipper mit einem wunderschönen Fahrbild und einem beeindruckenden Geschwindigkeitspotential.

Wir hoffen, dass auch der Eigner dieser Sprinta jetzt besser mit ihr zurecht kommt und die Lust am Segeln behält. Ansonsten wäre es schade um dieses außergewöhnliche Modell.

 
                                          

(Umbauten erledigen wir auf Anfrage)