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Die Sprinta RC von Ramoser -Teil 1


Der unzensierte Testbericht

Die Original Sprinta ist ein van-de-Stadt-Riss, eine Leichtbaukonstruktion mit hoher Form- bzw. Anfangstabilität, bedingt durch das Längen-Breiten Verhältnis und dem Ballastanteil von 40%. Der breite, jollenähnlichen Rumpf führt allerdings bei zunehmender Krängung zu starker Luvgierigkeit, die Sprinta will also möglichst aufrecht gesegelt werden, wobei die Crew als Trimmgewicht fungiert. Sie wurde seit 1977 in drei unterschiedlichen Varianten bei der Firma Dehler hergestellt.

Die Sprinta Sport ist die schnellste und seinerzeit für den Regattaliebhaber entwickelt worden, mit einem vorgeschriebenen Mindestgewicht von 1300 kg die leichteste von den dreien mit der größten Segelfläche.

Es gibt immer noch eine sehr aktive Regattaszene in dieser Einheitsklasse mit einem großen Teilnehmerfeld. Es scheint, als ob diese Beliebtheit die Firma Ramoser, die sonst noch nicht mit Segelbootmodellen in Erscheinung getreten ist, veranlasste, ein segelfähiges Modell auf den Markt zu bringen, um die Sprinta ihren Eignern und allen anderen Begeisterten noch näher zu bringen. In diesem Bericht werden wir sehen, ob das Ramoser-Modell dem Original das Wasser reichen kann.

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Der Bau

Die Sprinta gibt es in diversen Ausführungen und Ausbaustufen zu kaufen. Als Standmodell, mit RC- Komponenten oder komplett fertig ausgebaut und sogar in Wunschfarbe lackiert.

Wobei in „Wunschfarbe lackiert“ nicht bedeutet, dass auch Kiel und Ruder lackiert sind. Diese werden nur grundiert ausgeliefert. Hier muss der Kunde noch Hand anlegen.

Wir haben den Grundbausatz incl. Beschlagsatz und Segel und dazu die Computer-Segelwinde, RC-Beschlagsatz, Großschottrimmeinrichtung, Kickwinschen und das zusätzliche Trimmblei bestellt. Bis auf Akku, Sender, Empfänger und Ruderservo war damit alles vorhanden, um die Sprinta aufs Wasser zu bringen. Der Preis für diese Variante beträgt rund 1000,- €, eine stolze Summe.

Die einzelnen Baustufen sind übersichtlich in diversen Tüten verpackt, einschließlich jeweils einer Bauanleitung mit Fotos, Teileliste und Materialien sowie Hinweise auf benötigtes Werkzeug und Kleber.

Man beginnt mit dem Ständer, dann folgen die Baustufen Standmodell und zuletzt der RC-Ausbau. An diese Reihenfolge sollte man sich auch halten, da beim RC-Ausbau auf Teile Bezug genommen wird, die in der Baustufe „Standmodell“ montiert werden.

Der Ständer ist in kürzester Zeit zusammengeschraubt, dazu sind lediglich 4 Gewindestangen in Aluminiumröhrchen zu schieben und daran die Seiten des Ständers mittels Hutmuttern zu befestigen. Es empfiehlt sich hier Loctite einzusetzen, dann müssen die Muttern nicht so fest angezogen werden. Ansonsten verzieht sich der Ständer und steht am Ende nicht mit allen vier Ecken auf dem Boden.

Der Rumpf ist aus ABS mit einer Plexiglasbeschichtung als UV-Schutz. Alles sieht sehr sauber aus, eine leichte produktionsbedingte Gelbfärbung im Cockpitbereich konnte leider nicht ganz wegpoliert werden. Mit etwa 2kg ist die Rumpf/Deck-Konstruktion etwas schwer geraten, allerdings sind bereits die Servohalterungen und Verstärkungen im Mast- , Püttings- und Kielbereich eingeklebt. Die Verstärkungen sind auch erforderlich, ist der Rumpf materialbedingt doch sehr weich und lässt sich an vielen Stellen eindrücken. Dabei stellten wir auch gleich fest, dass die Rumpf/Deck-Verbindung auf der Backbordseite auf einer Länge von etwa 10 cm offen war. Wenn wir das übersehen hätten, wäre der erste Starkwindtörn wohl dem Untergang geweiht gewesen. So haben wir alle Klebenähte überprüft und entsprechend nachgearbeitet. Firma Ramoser hat in dieser Hinsicht Besserung gelobt, dieses Problem sollte daher in Zukunft nicht mehr auftreten.

Von den Abmessungen her entspricht das Modell mit einer Länge von 120 cm und einer Breite von 40cm einem Maßstab von genau 1: 5,83 und dürfte etwa 8 kg wiegen. Der mitgelieferte Bleikiel und das Ruder, das ebenfalls aus Blei ist, bringen es zusammen auf etwa 5 kg,   einem Ballastanteil von mehr als 60 %. Grundsätzlich dürfte die kleine Sprinta also kentersicher sein. Allerdings stellte sich mir die Frage, ob sie das Bleiruder wirklich benötigt.

Wünscht man sich als Regattasegler doch immer ein leichtes, vorbalanciertes Ruder, das sich mit möglichst geringem Kraftaufwand betätigen lässt. Das Ruder des Sprinta-Modells stellt mit knapp 1 kg Gewicht jedenfalls eine hohe Belastung für Ruderkoker, Gestänge und Servo dar. Ganz abgesehen vom Stromverbrauch. Außerdem ist das Blei so weich, dass man das Ruder nur mit Vorsicht behandeln darf, da es sich sehr schnell verbiegt. Ein leichtes Gfk-Ruder hätte mir eindeutig besser gefallen. Eine Schwimmprobe in der Badewanne nach provisorischem Anbau von Kiel und Ruder zeigte aber leider, dass sie genau dieses Gewicht im Heck braucht, um auf Wasserlinie zu schwimmen. Also musste das Bleiruder vorerst an Bord bleiben.

Ruder und Kiel sind im Verhältnis zum Maßstab etwas größer, was aber bei Modellen, die im Verhältnis zur Segelfläche immer zu wenig Verdrängung haben, durchaus sinnvoll ist.

Auch das Großsegel ist nicht maßstäblich. Mit einer Vorlieklänge von 154 cm ist es etwa 11 cm zu lang. Nach Angaben des Herstellers hatte die Sprinta mit dem maßstabsgetreuen Groß zu wenig Temperament...

Ich persönlich finde diese Änderung etwas schade, da wir besonders Wert auf maßstabsgetreue Modelle legen und erwartet hatten, eine exakt verkleinerte Sprinta zu erwerben. Dem ist offensichtlich nicht so. Zudem führt dies zur Verschiebung des Segeldruckpunkts nach achtern, was bei einer Konstruktion mit Hang zur Luvgierigkeit nicht gerade förderlich sein dürfte. Um dem zu begegnen, wurde das Modell mit einer großen Genua als Standardbesegelung ausgestattet.

Soviel zur Originalität.

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Der Rumpfausbau erfolgte entsprechend der Bauanleitung vom Bug zum Heck. Die Anleitung ist gut verständlich und ermöglicht zügiges Arbeiten. Etwas nachdenklich stimmte uns allerdings, dass im Text mehrfach vom „Entwässern der Sprinta nach einem Segeltag“ die Rede ist. Entwässern? Eigentlich sollte sich doch nach dem Segeln gar kein oder nur wenig Wasser im Rumpf befinden, da die Elektronik das gar nicht gut verträgt. Beim Bau der Sprinta achteten wir daher von Anfang an darauf, den Rumpf möglichst dicht zu bekommen . Daher wurde die Gummispitze im Bug entgegen den Anweisungen in der Bauanleitung fest eingeklebt, da die Tasche, in die die Spitze lediglich eingesteckt werden sollte, zum Rumpf hin auch nicht ganz dicht war und wir Wasser im Schiff ja möglichst verhindern wollten.

Die weiteren Decksbeschläge konnten mit Hilfe der Fotos genau platziert und aufgeschraubt werden. Einiges war schon vormontiert bzw. fertig lackiert, was wiederum Arbeit ersparte. Auf dem Bild vom Heck hätten wir jedoch gern noch den Flaggenstock und die im Text erwähnte Bohrung für die Antenne gesehen, die bei unserem Rumpf nicht vorhanden war. Fotos von der Sprinta RC im Internet halfen letztendlich auch an diesem Punkt schnell weiter. Die Röhrchen für die Schoten, die Ruderanlenkung und das selbstlenzende Cockpit sind werkseitig bereits eingeklebt, ebenso der Travellerbügel.

Kiel und Ruder sind sehr sauber gegossen und grundiert, sie benötigten daher keine großartigen Nacharbeiten. Statt Spachtel habe ich eine Epoxy-Grundierung aufgerollt, die wir gerade für unser großes Schiff angemischt hatten, anschließend wurde fein geschliffen und weiß matt überlackiert. Das Ruder musste etwas gerichtet werden, damit die Vorderkante mit dem Kiel fluchtete. Die Montage des Kiels ist denkbar einfach, hier wird nur der eingegossene Kielbolzen (Gewindestange) in die entsprechende Hülse geschoben und im Rumpf mit einer Flügelmutter gesichert. Da sich der Kielbolzen etwas vor dem Gewichtsschwerpunkt des Bleikiels befindet, hat dieser die Tendenz, sich trotz angezogener Flügelmutter im hinteren Teil etwas vom Rumpf zu lösen. Ein zweiter Befestigungspunkt wäre an dieser Stelle nicht schlecht und würde auch mehr Verwindungssteifigkeit bringen.

Wir haben den Spalt zwischen Rumpf und Kiel mit elastischem Dichtungsband aus dem Kfz-Bereich abgedichtet.

Die Kickwinschen, eine Entwicklung der Firma Ramoser, heißen so, weil sie wegkippen, wenn eine Schot oder ähnliches daran hängen bleibt. Statt einer Schraube dient eine Feder mit aufgeschobenem Silikonschlauch als Befestigung. Dieser wird einfach in die vorgebohrten Löcher gesteckt, fertig. Die Feder sorgt für das Wegkippen und der Schlauch dichtet ab. Aber Achtung, schiebt man aus Versehen den Silikonschlauch zu weit hinein, rutscht er durch das Loch und dichtet nicht mehr ab. Ein Zurückschieben des Silikonschlauchs ist nicht möglich, da er sich unter Deck verkeilt und darüber hinaus die Feder dabei das Zeitliche segnet. Ein Auseinanderbauen der Winsch-Feder-Verbindung ist auch nicht möglich, da sich die Inbusschraube nicht lösen lässt. In diesem ungeschickten Fall kann man leider nur die Feder mit einem Seitenschneider durchtrennen, sie samt Silikonschlauch entsorgen und die Winschen aufkleben. Ist auch dicht und tut der Sache, wie wir bei der Jungfernfahrt feststellten, keinen Abbruch.

Vor dem Segelsetzen empfiehlt es sich, den Mast zu stellen und die Spannschlösser der Wanten grob einzustellen. Denn wenn die Segel erst einmal gesetzt sind, sieht man nicht mehr, ob der Mast auch wirklich gerade steht. Für den Segelbetrieb die Kontermuttern und die Wantenschoner nicht vergessen! Anschließend kann die Segelnummer aufgeklebt und das Großsegel gesetzt werden. Die Segelnummer jeder Sprinta entspricht übrigens der Serienrumpfnummer und hilft, die Schiffe bei Regatten auseinander zu halten. Unsere Sprinta mit der Seriennummer 026 bekam folglich die Segelnummer 026.

Jetzt wird das Liektau in die Nut am Mast eingefädelt und das Segel gesetzt. Von der Vorgabe des Herstellers, das Ende des Liektaus als Großfall zu benutzen und mit einer Klemmschraube am Mastkopf zu sichern, wurde direkt Abstand genommen.

Das überlange Liektau haben wir abgeschnitten. Statt der Inbusschraube wurde kurzerhand ein Block am Mastkopf befestigt, das Großfall in die entsprechende Öse am Kopf des Segels eingehängt, über den Block an Deck geführt und wie beim Original steuerbords auf der Klemmlasche am Kajütdach belegt. Der ursprünglich doppelt geführte Vorliekstrecker wurde auf die Backbordseite gelegt. Zum einen ist diese Variante günstiger für den Trimm des Großsegels. Das Vorliek lässt sich besser durchsetzen, wenn die vorhandene Öse am Kopf des Großsegels dafür benutzt wird, das Großsegel steht besser und kann leichter nachgetrimmt werden, falls der Weg des Vorliekstreckers bereits ausgeschöpft ist. Zum anderen kann man jetzt mit einem Handgriff das Fall lösen und das Großsegel reffen, ohne mit einem Inbusschlüssel am Teich hantieren zu müssen. Zum Dritten lässt sich das Groß mit Hilfe des Falls auch viel leichter setzen. Und es sieht einfach besser aus. Für diejenigen, die „scale“ bauen wollen, könnten die Fallen sogar, wie bei Original, durch den Mast und über Umlenkblöcke am Mastfuß zu den entsprechenden Klemmen geführt werden.

Die Sprinta RC lässt sich jedenfalls dem Original mit solch kleinen Details gut und gern ein ganzes Stück näher bringen.

Nachdem Groß- und Vorsegel gesetzt sind, kann schon ein wenig getrimmt werden. Das Großsegel ist mit sehr viel Profil geschnitten, bei stärkerem Wind sollten die Unterwanten daher nicht mit zu viel Spannung gefahren werden, damit über das Achterstag die Mastbiegung kontrolliert und das Großsegel entsprechend flacher getrimmt werden kann.

Ohnehin bietet die Sprinta RC mit den Wanten, Streckern, Fallen und verstellbaren Holepunkten eine Vielzahl von Trimmmöglichkeiten. Leider beschränkt sich die Bauanleitung in dieser Hinsicht im wesentlichen auf das Reffen des Großsegels bei stärkerem Wind und dem zusätzlichen Trimmblei, welches noch hinten im Cockpit oder im Rumpf platziert werden kann. Dass der konstruktionsbedingten Luvgierigkeit bei zunehmendem Wind auch über flachere Segelprofile, Veränderung der Holepunkte, Mastneigung und Mastbiegung entgegengewirkt werden kann, wird leider nicht erwähnt. Zudem ist das bisschen Segeltheorie, was vorhanden ist, auch noch falsch! Hier sollte man entweder ganz darauf verzichten oder auf entsprechende Fachliteratur oder Internetseiten verweisen.    

Als Anfängerschiff würden wir die Sprinta RC daher auf gar keinen Fall bezeichnen.

 

Die Computerwinde für die Verstellung der Schoten ist ein australisches Produkt, dass aus einem Getriebemotor besteht und mit einer Software ausgestattet ist, die über eine Expo-Funktion die Steuerbord und Backbord-Endlagen feinfühlig verstellen lassen soll. Motor und Getriebe sind nicht in einem Gehäuse untergebracht und daher sehr schmutz- und feuchtigkeitsanfällig. Die Winde versorgt gleichzeitig den Empfänger mit Strom, d.h. es wird nur ein Akku benötigt. Beim Unterschreiten einer gewissen Spannung stellt sich die Winde automatisch ab und es kann nur noch das Ruder betätigt werden.

Die Installation der Winde ist sehr gut beschrieben, nach dem Einbau des Hauptschalters und Anlöten der Stecker kann die Platte mit der Windeneinheit bereits an den vorgesehenen Haltern im Rumpf verschraubt werden.

Bevor die CNC gefräste Windentrommel aufgeschraubt wird, sind die Endlagen der Winde auf den jeweiligen Sender abzustimmen. Hierzu ist der Hebel für die Segelverstellung jeweils einmal in die entsprechende Endpositionen zu bringen, dann die Winde und zuletzt der Sender einzuschalten. Beim Ertönen gewisser Pieptöne hat die Winde die entsprechende Endposition erkannt oder auch nicht. Dann muss man ggf. die ganze Prozedur noch einmal durchführen. Insgesamt ist das Programmieren durch Zählen der Sekunden und der Pieptöne etwas umständlich.

Hat man es nun geschafft, die Computerwinde der Sprinte auf den Sender abzustimmen und die maximale Umdrehungszahl programmiert, kann die Umlaufschot eingefädelt werden.

Diese wird von der Windentrommel kommend, durch Röhrchen und über einen Block am Heck auf der Backbordseite geführt, dann um die Wanten und den Mast (hier allerdings ohne irgendwelche Blöcke) um dann auf der Steuerbordseite wieder über einen Block und durch ein Röhrchen zurück zur Windentrommel zu gelangen. An dieser Umlaufschot wird ein Knotenring befestigt, an dem sowohl die eigentliche Vorsegel- als auch die Großschot angeschlagen werden. Befindet sich nun die Winde und der Knotenring z.B. in Endposition auf der Steuerbordseite, läuft beim Auffieren der Knotenring Richtung Mast und nimmt dabei Vorsegel und Großsegel mit, d.h. es werden beide Segel parallel aufgefiert. Beim Wenden lässt man die Winde einfach weiterlaufen, sodass sich der Knotenring um Wanten und Mast bewegt und dabei das Vorsegel mit auf den neuen Bug nimmt. In Endstellung ist das Vorsegel dann auf der Backbordseite dichtgeholt. Da die Großsegelschot den gleichen Weg mitläuft, bedeutet das, dass auch das Groß beim Wenden ganz aufgefiert und anschließend wieder dichtgeholt wird. Stellt sich die Frage, wie gut ein Boot durch die Wende geht, wenn beide Segel hierbei ganz aufgefiert werden? Das kann nur dann funktionieren, wenn man erst mit dem Bug durch denn Wind geht und dann die Segel auffiert und schnell wieder dichtholt. Bevor das Boot dann wieder Fahrt aufnimmt, wird folglich eine Menge Zeit vergehen, was bei einer Regatta zu heiklen Situationen führen kann. Aber mal abwarten, was der erste Praxistest noch ans Tageslicht bringt. Inzwischen war ich sehr gespannt.

Zu guter Letzt wurde noch die Großschot-Trimmeinrichtung montiert. Da beide Segel mit nur einer Segelwinde gefahren werden und sich nicht einzeln verstellen lassen, empfiehlt Firma Ramoser den Einbau eines weiteren Servos, welches die Trimmung der Großschot unabhängig von der Genuaschot ermöglichen soll. Dazu wird ein Servo mit einem etwas längeren Hebelarm ausgestattet. An diesem wird eine kurze Schot befestigt, welche am Traveller über einen Umlenkblock mit dem Ende der Großschot verbunden wird. In Böen kann man dann durch Betätigen des Servos nur das Großsegel etwas auffieren. Anders herum kann man natürlich auch bei wenig Wind die Großsegelschot etwas dichter fahren.

Bevor es losging, wurde unsere Sprinta noch ein wenig aufgehübscht. So hab ich ihr eine kleine Ruderpinne aus Teakholz spendiert und den Niedergang so umgestaltet, dass möglichst kein Wasser hinunter auf die Segelwinde laufen konnte. Denn die mitgelieferte abgewinkelte Kunststoffplatte, die den Niedergang abdecken sollte, erweckte irgendwie den Eindruck einer Notlösung, da sie nicht genau passt und folglich Wassereinbruch auch nicht wirksam verhindern würde. In Anbetracht der empfindlichen Elektronik direkt hinter dieser Abdeckung war klar, dass das nicht so bleiben konnte. Mit kleinen U-Profilen an den Seiten wurde der Niedergang eingefasst, die abgewinkelte Platte geteilt und daraus ein richtiges Steckschott inkl. Schiebeluk mit Griffleiste gefertigt. Damit war das Ziel schnell erreicht. Neben der besseren Dichtigkeit sorgt diese Lösung auch für eine große optische Verbesserung.

Noch der Name ans Heck und unsere Sprinta RC war startklar.

Das Wetter war super, der Wind vielversprechend, also packten wir sie ein und fuhren zum Alfsee, ein Gewässer, das aufgrund seiner Größe ein für Segelbootmodelle ideales, aber auch anspruchsvolles Revier ist. Der Wind weht ungehindert übers Wasser, an diesem Tag waren es drei, in den Böen gut vier bis fünf Windstärken. Im Vergleich zum Sprinta-Maßstab schon recht hohe Wellen liefen längs über den See. Für eine Jungfernfahrt echt heftige Bedingungen.

Aber da die Sprinta-RC lt. Hersteller starkwindtauglich ist, wagten wir uns an den Härtetest. Zunächst mit Vollzeug, Groß- und Vorsegel wurden möglichst flach getrimmt und das zusätzliche Trimmgewicht vorsichtshalber ins Heck gelegt. Ein kurzer Check und es ging aufs Wasser. Schnell war klar, dass die Segelfläche für diese Bedingungen viel zu groß war. Die Sprinta steckte das schwere Wetter zwar weg, krängte aber so stark, dass die Ruderwirkung gegen Null tendierte und sie folglich auch beim Wenden nicht mehr mit dem Bug durch den Wind gehen wollte. Kursänderungen waren nur noch durch Halsen möglich.

Wir holten sie schnell wieder ans Ufer und entschieden uns, ein Reff ins Groß einzubinden. Und siehe da, jetzt krängte sie nicht mehr so stark, segelte aufrechter und spurtete förmlich über die Wellen! Insbesondere auf Kursen am Wind bis halben Wind ist sie erstaunlich schnell und kursstabil. Das Wenden war jetzt auch möglich, allerdings müssen diese mit viel Schwung gefahren werden. Da das Großsegel beim Wenden immer mit auffiert, kann man die Segel wirklich erst dann auf den neuen Bug holen, wenn die Sprinta mit der Nase annähernd durch den Wind gegangen ist, ansonsten verhungert sie regelrecht, fällt auf den alten Kurs wieder zurück oder fährt gar rückwärts. Nach der Wende bleibt sie dann erst mal stehen, bis die Segel auf dem neuen Bug angekommen sind, beschleunigt dann aber überproportional mit den dichter werdenden Schoten und es macht richtig Spaß, ihr dabei zuzusehen. Gut ist, dass die Segelwinde recht schnell arbeitet, so bleiben die Standzeiten kurz . Trotzdem treibt sie bei viel Wind entsprechend ab. Wendeduelle kann man so nicht gewinnen. Raumschots und vor dem Wind mochte die Sprinta RC an diesem Tag übrigens gar nicht. Ursache ist hier die Schotführung und die zu große Segelfläche. Beim Auffieren wird die Genuaschot ja von der Umlaufschot Richtung Wanten und Mast mitgezogen. Entsprechend verschiebt sich der Holepunkt der Genua von hinten nach vorn und liegt dann auch zu weit innen. Die Genau öffnet sich dann nicht genügend und fällt auf Vorwindkursen schnell ein oder möchte sich ums Vorstag wickeln. Selbst die Großschottrimmeinrichtung reicht dann nicht mehr aus. Hinzu kommt, dass sich die Umlaufschot in den mittleren Einstellbereichen, also ab etwa halben Wind, etwas lockert und nicht mehr dicht an den Wanten anliegt. Groß- und Genuaschot, die an einem Punkt dieser Umlaufschot ziehen, beeinflussen sich dann gegenseitig. Ist mehr Druck auf der Großschot, zerrt diese entsprechend mehr an der Umlaufschot und holt das Vorsegel im gleichen Ausmaß dicht. Zieht umgekehrt das Vorsegel mehr, wird das Groß dichtgeholt. Im Wechselspiel der Schoten und bei viel Welle und Wind fährt die Sprinta dann nur noch im Zickzack die Wellen rauf und runter, läuft ständig aus dem Ruder und ist kaum noch zu bändigen. So viel zum Thema „Temperament“. Das ist vor allen Dingen deshalb sehr schade, weil sie das Potential hat, ins Gleiten zu kommen, was aber so kaum funktioniert. Für eine Gleitfahrt ist eine präzisere Schotführung unabdingbar.

An dieser Stelle hätte ich jetzt gern ein kleineres Vorsegel ausprobiert, um zu sehen, ob sich die Segeleigenschaften bei kleinerer Segelfläche noch weiter verbessern. Dies ist bei Firma Ramoser jedoch leider nicht im Programm und bei der Sprinta ohne kleinere Umbauten auch nicht zu realisieren.

So beschränkten wir uns darauf, zu Testzwecken das zusätzliche Trimmblei zu entfernen, obwohl der Wind weiter zugenommen hatte. Wider Erwarten lässt sich die Sprinta auch ohne dieses zusätzliche Kilo gut beherrschen. Sie reagiert etwas nervöser, aber segelt nicht unbedingt langsamer. Das Heck kommt weiter aus dem Wasser, dadurch saugt sie sich beim Wenden nicht fest, geht besser durch den Wind und gleitet mehr über die Wellen. Allerdings lässt sich die Sprinta RC vor dem Wind noch schlechter auf Kurs halten, da sie jetzt mehr mit dem Heck aus dem Wasser kommt.

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Trotz der gewöhnungsbedürftigen, nicht optimalen Schotführung und der fehlenden Möglichkeit, die Genau gegen ein kleineres Vorsegel zu ersetzen, hatte wir eine Menge Spaß. Die Sprinta hat großes Potential, lässt sich auch bei viel Wind gut beherrschen, sofern man Trimm und Segelfläche den herrschenden Bedingungen anpasst und das Trimmblei nicht vergisst. Am-Wind- Kurse bis halber Wind sind ihre Stärke und sorgen für Begeisterung, bis zur nächsten Wende.

Die Schotführung mit nur einer Segelwinde ist leider nicht optimal. Gerade wenn man mit einer Genua unterwegs ist, möchte man beide Schoten präzise und unabhängig voneinander verstellen können, da sich die Segel beim Auffieren auch unterschiedlich verhalten. Die Großschottrimmeinrichtung hilft zwar, das Groß kurzzeitig etwas zu fieren, dies reicht aber für eine optimale Stellung der Segel zueinander nicht aus.

Auch dass die Umlaufschot das Vorsegel um den Mast bugsiert, ist zwar auf den ersten Blick funktional und zweckmäßig, in dem Moment, wo die Genauschot aber nach vorn geführt wird, steht das Vorsegel aufgrund des veränderten Holepunktes nicht mehr gut zum Wind.

Die inzwischen von der Firma Ramoser mitgelieferte Segellatte für die Genua verringert zwar das Einfallen vor dem Wind und sorgt so für etwas mehr Kursstabilität, ideal ist das aber immer noch nicht.

Das zwangsweise Auffieren des Großsegels beim Wenden kann man aufgrund der sehr schnellen Segelwinde so gerade noch akzeptieren. Für ernsthafte Regatten ist diese Schotführung aber gänzlich ungeeignet.

Das Trimmblei sollte man dazukaufen, wenn man gern bei viel Wind segelt, wobei wir jedoch eher dazu tendieren, bei Starkwind zusätzlich die Segelfläche zu verkleinern. Mehr Gewicht tut der Sprinta zwar gut, da es mehr Stabilität und bessere Ruderwirkung zur Folge hat, aber auch eine größere benetzte Fläche, d.h. mehr Widerstand unter Wasser und dementsprechend auch höhere Belastungen auf Rumpf, Ruder und Rigg. Wir haben inzwischen eine Menge Erfahrung mit Blei-beladenen Modellen, es bleibt abzuwarten, ob die Sprinta auf Dauer derartigen Kräften gewachsen ist.

Auch sollte viel Wert auf einen dichten Rumpf gelegt werden. Unsere Sprinta war nach diesem Segeltag trotz viel Wind und hoher Wellen von innen staubtrocken. Entwässern? Fehlanzeige.

Alles in allem erhält man einen Baukasten, der zwar verbesserungswürdig ist, aber eine gute Substanz bietet, eine funktionierende Segelwinde, super geschnittene Segel, sowie eine ausführliche und verständliche Bauanleitung. Viele Details sind gut durchdacht, das sauber vormontierte Rigg mit den fertigen Wanten ist eine wirkliche Arbeitserleichterung, sodass man es durchaus schaffen kann, die Sprinta an einem Wochenende segelfertig aufs Wasser zu bekommen. Anfängertauglich in dieser Hinsicht ja, doch was das Anschlagen der Segel, die vielfältigen Trimmmöglichkeiten und das Segeln einer Sprinta an sich angeht, sollte Segelerfahrung unbedingt vorhanden sein. Insbesondere das Schwerwettersegeln ist sehr anspruchsvoll, was einen Anfänger schnell überfordern kann.

Schließlich verhält sich die kleine Sprinta RC auf dem Wasser wir ihre große Schwester, ein bisschen zickig und am besten lässt man sie keine Sekunde aus den Augen.

Auch optisch sieht sie ihrer großen Schwester sehr ähnlich, abgesehen von der größeren Segelfläche des Großsegels, die unseres Erachtens nicht unbedingt notwendig und sinnvoll ist. Aber im Hause Ramoser legt man eben Wert auf Temperament bei wenig Wind.

Das mag auch an der geografischen Lage von Kaufering liegen, denn im Süden der Republik hat es bekanntlich weit weniger Wind...

Das schöne an diesem Baukasten aber ist, dass er einem jede die Möglichkeit offen lässt. Mit einigen wenigen Handgriffen lassen sich schnell große Erfolge erzielen, sei es jetzt hinsichtlich der Optik, um dem Original näher zu kommen, oder hinsichtlich der Funktionalität, etwa um die Segelstellung zu verbessern.

Der ambitionierte Segler z.B. wird sich mit der Schotführung jedenfalls nicht zufrieden geben.

Wir haben mit dem Segelmacher Kontakt aufgenommen und uns eine maßstabsgerechte Fock schneidern lassen. In diesem Zusammenhang wurde gleichzeitig die Schotführung optimiert.

Das Tuning war mehr als erfolgreich, unsere Sprinta mutierte zu einem echten „Sprint-Modell“.

Ursprünglich war ein weiterer Bericht über diesen Umbau für die Schiffsmodell geplant. Aus bekannten Gründen verzichteten wir aber darauf. Letztendlich verkauften wir GER 026, um uns nicht weiter über den Hersteller und die Folgen des ersten Test-Berichts ärgern zu müssen.
Aus den Augen, aus dem Sinn...

( Weitere Fotos s. Schiffsmodell Ausgabe 10/2010)

Teil 2 

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