Lucky Girl

Lucky Girl ist ein Achter von 1909 nach der alten Vermessungsregel, also gaffelgetakelt.

Sie ist ein Fife-Entwurf,  wurde aber in Finnland bei Abo Båtvarf gebaut.

Ihre Geschichte ist recht dürftig. Lucky Girl befand sich immer in Familienbesitz und wurde überwiegend als Fahrtenyacht genutzt. Auftraggeber war ursprünglich der russische Zar, der seinen Auftrag aber wieder zurückzog. Gebaut wurde sie schließlich für einen Herrn Soderman und geriet 1911 in eine Verlosung des Nyland Yachtclubs. Das Gewinnerlos wurde von der dreijährigen Lucy Tallberg gezogen, die somit jüngste Besitzerin einer 8mR-Yacht wurde. Die Yacht erhielt folglich den Namen Lucky Girl. Lucy´s Vater gewann mit Lucky Girl 1912 die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen, die erste Medaille im Segeln für Finnland überhaupt.

Seit ihrer Restaurierung segelt sie ebenfalls am Bodensee.

 
 Riss eines Gaffelachters

Technische Daten:
Original :
Designer : William Fife III   Baujahr : 1909   Werft: Abo Båtvarf Finnland

Länge: 12,68 m                       
LWL : 8,08 m                                    
Breite : 2,37 m                              
Tiefgang : 1,55 m                            
Segelfläche am Wind : ca. 100 m²
Verdrängung: 6 t

Restauration :   Fairlie Restorations 2007-2008  

 

Modell :  
Bauzeit : 08/2003 bis 04/2004

Länge : 1,69 m                                                
LWL : 1,07 m                                                
Breite : 0,32 m                                                
Segelfläche am Wind : 1,8 qm
Tiefgang : 0,21 m
Verdrängung : 14 kg

Maßstab :     1:7,5

          

Der Bau erfolgte wie bei Fulmar.

Wegen der großen Segelfläche war extremer Leichtbau angesagt, damit möglichst viel Blei unten im Kiel untergebracht werden konnte. Wir sparten daher überall so viel wie möglich an Gewicht ein.

Als Ergebnis dieser Bemühungen konnten 9 kg Blei in den Kiel gegossen werden, bei einem Gesamtgewicht von ca. 13 kg also ein Ballastanteil von 69 %. Damit würde es gehen.

Bevor es jedoch an den Innenausbau ging, wurde, wie zuvor bei Fulmar auch, der passende Trailer aus Alu-Profilen zusammengebaut, der während der weiteren Arbeiten am Rumpf erst mal als Bauständer dient. Nach Fertigstellung des Modells werden noch die Achsen mit den Luft-Rädern und eine Pinnenverlängerung als Deichsel befestigt. Fertig ist ein Mini-Trailer, der, je nach Bedarf, als Ständer, Transportfahrzeug oder auch zum Slippen verwendet werden kann.

Der Einbau der Technik in so einem filigranen Rumpf erfordert viel Planung, Geschick und starke Nerven. Ruderservo und Vorsegelwinde waren bald untergebracht, es fehlte nur noch die Großsegelwinde. Die Multiplex-Getriebewinde, die wir für Fulmar benutzt haben, war zu dem Zeitpunkt im Handel nicht erhältlich.

Eine Winde ohne selbstsperrendes Getriebe kam aber schon wegen der Fläche des Gaffelgroßsegels nicht in Frage. Ein Anruf bei Robert Schepp, Schepp-Modellbau , brachte dann die Lösung. Er empfahl uns eine seiner Großsegelwinden, die ein Schneckengetriebe haben, daher etwas leiser sind und auch genug Power für die Großsegelschot hätten. Durch das Metallgehäuse ist die Winde zwar nicht gerade ein Leichtgewicht, aber Robert lieferte dazu passend einen kompakten, leistungsstarken 12 V-Akku, der über einen Spannungsreduzierer auch die Regatta-Winde, den Ruderservo und den Empfänger betrieb. Somit benötigten wir nur noch einen Akku für alles. Das machte das zusätzliche Gewicht der Winde wieder wett.

Nach etlichen Probeläufen und der Gewissheit, dass die Segelwinden und Schotverstellung einwandfrei funktionieren, legten wir das Deck auf. Danach folgte das Rigg mit den ebenfalls sehr aufwändigen Beschlagteilen, die alle aus Messing gefertigt und später lackiert wurden.

Mast, Baum, Gaffel und Bugspriet entstanden aus Eschenholz. Ebenso die Mastringe, die aus Furnierstreifen zusammengeklebt wurden. Dann fehlten noch jede Menge Klampen und Blöcke und Schäkel in verschiedensten Formen und Größen. Zwischenzeitlich hatten wir schon das Gefühl, in einer Art Massenproduktion an Kleinteilen zu versinken. Alles in allem brauchten wir etwa 40 Blöcke, 20 Klampen, unzählige Schäkel, diverse Beschlagteile aus Holz und aus Messing, jede Menge Seil und Drahtseil fürs Rigg und dazu zig Hohlnieten aus Messing für die ganzen Ösen in den Segeln.

Nachdem wir die ganze Takelarbeit hinter uns hatten, und unsere Lucky Girl das erste Mal komplett aufgetakelt war, stellten wir fest, dass sich die ganze Arbeit gelohnt hatte.

Damit stand einer ersten Probefahrt nichts mehr im Wege. Und das bereits nach 8 Monaten Bauzeit.

Der erste Törn im April 2004 fand bei sehr wenig Wind statt. Es zeigte sich dann auch , dass Lucky Girl bereits mit dem leisesten Windhauch lossegelte und sehr schnell ihre Rumpfgeschwindigkeit erreichte.

Lucky Girl ist aber eine ziemlich ranke Yacht und krängt sehr in den Böen. Als Steuermann hat man bei auffrischenden Winden immer alle Hände voll zu tun, dann ist es Zeit, zumindest das Topsegel abzunehmen. Bei optimalem Wind läuft sie jedoch sehr kursstabil, nimmt es einem aber sehr übel, wenn die Segel nicht richtig eingestellt sind. Sobald eine Kleinigkeit nicht richtig getrimmt ist , z. B. Vorsegel oder Großsegel zu dicht oder zu lose, reagiert sie entweder luv- oder leegierig.

Im Gegensatz zu Fulmar ist Lucky Girl eine sehr anspruchsvoll zu segelnde Yacht, die man keinen Moment aus den Augen lassen darf. Hat man es aber geschafft, Groß- und Vorsegel richtig einzustellen, belohnt sie einen mit einem wunderschönen Fahrbild und einer beeindruckenden Geschwindigkeit. Dann kann man auch den Sender kurz weglegen und ein Foto von ihr machen. Bis zum nächsten Winddreher...

 

Ausführliche Beschreibung

Tringa